Fussverkehrstagung

Am 30.08.2022 fand in Rapperswil-Jona die St. Galler Fussverkehrstagung unter dem Titel „ÖV und öffentliche Räume für alle“ statt. Die Tagung wurde durch Fussverkehr St. Gallen und dem Kompetenzzentrum Fuss- und Radverkehr der OST im Auftrag des Tiefbauamtes Kanton St. Gallen organisiert. Im Rahmen des Fussverkehrsmandates hat die AnalyGIS GmbH ebenfalls tatkräftig bei der Organisation dieser Veranstaltung mitgeholfen.

Durch einen Erlebnisworkshop konnten die Teilnehmenden am Morgen am Beispiel des Bahnhofs Rapperswil miterleben, welche Auswirkungen die Infrastruktur auf Menschen mit Behinderungen haben. So kann zum Beispiel derselbe kleine Absatz für sehbehinderte Personen eine wichtige Hilfe sein, während er für Menschen mit Rollstühlen ein kaum überwindbares Hindernis darstellt.

Der Einstieg in den Nachmittag wurde den Anforderungen und Normen zu hindernisfreiem Bauen gewidmet. Die Erlebnisse des Morgens wurden hier durch die Fachstelle und das kompetenzzentrum Fuss- und Radverkehr der OST wissenschaftlich und rechtlich eingeordnet. Ergänzend wurde von Fussverkehr Schweiz aufgezeigt, dass neben baulichen Details auch die Makrostruktur und Qualität von Fusswegen relevant ist.

Die anschliessende Diskussionsrunde hat aufgezeigt, dass die unterschiedlichen Akteure mit Hochdruck daran arbeiten, die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes umzusetzen. Es wurde aber auch klar, dass nicht für alle Situationen die Idealvariante umgesetzt werden kann und die Umsetzungsoffensive gegenüber den gesetzlichen Anforderungen im Rückstand ist.

Nach der Diskussionsrunde wurden drei aktuelle Projekte im Raum St. Gallen vorgestellt . Aus dem Tiefbauamt des Kantons St. Gallen erfolgte ein Werkstattbericht zu baulichen Anforderungen an Bushaltekanten. Schon bei der Übersicht der Ausgangslage zeigte sich, dass unterschiedliche Bustypen mit Längen von 10 bis über 25 Meter, Querungen, die Strassengeometrie und verkehrliche Anforderungen keine simplen Lösungen zulassen. Die Stadt Gossau plant eine Umgestaltung der Bahnhofstrasse und möchte diese Verbindung für den Fuss- und Veloverkehr deutlich aufwerten. Mit einem kritischen Blick auf die bestehende Begegnungszone gelang der Einstieg in dieses Projekt, das vielfältige Anforderungen an den Zugang zum ÖV und den öffentlichen Raum stellt. Abschliessend erfuhren die Teilnehmenden wie der Obstmarkt Herisau künftig aussehen wird. Vom heute als Strassenraum mit dominanter Parkierung geprägter Bereich, soll der Platz seinem Namen künftig wieder gerecht werden. Spannend war zudem zu hören, wie das Projektteam mit der Gesamtneigung des Platzes von rund 6% umging.

Zum Abschluss des Tages fand ein Apéro statt, in dem die vorgestellten Projekte ausgiebig diskutiert, weitere Fragen geklärt und Bekanntschaften gepflegt wurden. Ermöglicht wurde die Tagung durch Beiträge der Kantone Zürich, Thurgau, Schwyz, dem Kanton und den Gemeinden des Kantons Appenzell Ausserrhoden sowie der Stadt Rapperswil-Jona.